Ugandas WHI-Wert für 2018 liegt bei 31,2 und damit am oberen Ende der Schweregradstufe ernst. Dies entspricht zwar einer relativen Verbesserung zu den WHI-Werten von 2000 und 2005 (41,2 bzw. 34,2), bedeutet aber nahezu keinen Fortschritt seit 2010 (31,3 – siehe Abbildung 2). Von 119 Ländern in der WHI-Rangliste für 2018 belegt Uganda Platz 105.
Bezogen auf die Indikatoren zur Berechnung der WHI-Werte liegt Ugandas Unterernährungsrate für den Zeitraum 2015 bis 2017, die für den WHI-Wert 2018 herangezogen wird, bei 41,4 Prozent. Sie ist seit der Periode 2004 bis 2006 kontinuierlich gestiegen, was auf einen wachsenden Anteil der Bevölkerung hinweist, der nicht in der Lage ist, seinen Mindestkalorienbedarf regelmäßig zu decken. Uganda hat in der Vergangenheit regelmäßig Dürren erlitten, die sich auf die landwirtschaftliche Produktion und die Ernährungssicherheit auswirken und durch den globalen Klimawandel noch häufiger auftreten (OPM GOU 2012). 2015/2016 war ein Großteil Ostafrikas von einer mit dem Wetterphänomen El Niño in Verbindung gebrachten Dürre betroffen, wodurch sich die Ernährungsunsicherheit in Uganda bis ins Jahr 2017 deutlich erhöhte (OPM GOU 2017). Karamoja, eine der ärmsten und ernährungsunsichersten Regionen Ugandas und seit Langem auf Nahrungsmittelhilfe angewiesen, wurde von der jüngsten Dürre besonders hart getroffen und weist nach wie vor das höchste Maß an Ernährungsunsicherheit aller Regionen Ugandas auf (FEWS NET 2016, 2017, 2019).
Die Kindersterblichkeits- und Unterernährungsraten bei Kindern sind in Uganda in den vergangenen Jahren zurückgegangen (siehe Abbildung 2). Den neuesten Erhebungsdaten zufolge liegt die Wachstumsverzögerungsrate bei 28,9 Prozent und die Auszehrungsrate bei 3,6 Prozent, nach 44,8 Prozent und 5 Prozent im Zeitraum 2000 bis 2001. Ugandas Kindersterblichkeitsrate ist von 17 Prozent im Jahr 2000 auf 5,3 Prozent gesunken. Die Unterernährung von Kindern in Uganda ist auf eine Vielzahl von Faktoren zurückzuführen, darunter hohe Krankheitslast, unzureichende Praktiken der Mütter- und Kindesfürsorge, schwieriger Zugang zu sauberem Wasser, unzulängliche Sanitär- und Hygienepraxis sowie grundlegende politische und Umweltfaktoren (FTF 2018). Im Rahmen einer Studie im ländlichen Uganda in der Region Ankole wurde eruiert, dass die Haupteinflussfaktoren für Wachstumsverzögerung ein schlechter Zugang zu geeigneter Beikost, das Geschlecht des Kindes (Jungen waren eher wachstumsverzögert als Mädchen), Ernährungsunsicherheit, das geringe Wissen der primären Fürsorgeperson über Wachstumsverzögerung wie auch ein schlechter sozioökonomischer Status waren (Bukusuba, Kaaya, and Atukwase 2017). WHO und UNICEF empfehlen ausschließliches Stillen bis zum Alter von sechs Monaten. In Uganda werden 66 Prozent der Kinder unter sechs Monaten ausschließlich gestillt – eine Quote, die sich seit 2000 kaum verändert hat. Unter den Kindern im Alter von sechs bis 23 Monaten erhalten nur 15 Prozent eine angemessene Mindesternährung, was allerdings einer Verbesserung gegenüber dem vergleichsweise niedrigeren Anteil von nur sechs Prozent im Jahr 2011 entspricht (UBOS and ICF 2012, 2018).
Auf regionaler Ebene zeigen sich erhebliche Unterschiede im Ernährungszustand von Kindern. Die höchste regionale Wachstumsverzögerungsrate gibt es mit 40,6 Prozent in der Region Tooro im Westen des Landes, die höchsten regionalen Auszehrungsraten finden sich im Norden mit 10,4 Prozent in West Nile und 10 Prozent in Karamoja (siehe Tabelle 1). Karamojas hohe Auszehrungsrate lässt sich zumindest teilweise durch das hohe Ausmaß an Armut, Ernährungsunsicherheit und Kinderkrankheiten erklären, während die hohe Auszehrungsrate in West Nile vermutlich der großen Flüchtlingsbevölkerung geschuldet ist, innerhalb derer eine hohe Unterernährungsrate bei Kindern festzustellen ist (Buzigi 2018). Die Region Tooro ist im Vergleich zu anderen Regionen Ugandas weder besonders arm, noch war sie je durch Dürren so gefährdet wie andere Regionen (UBOS and ICF 2018; Groen and Jacobs 2012). In Bezug auf die Ernährungspraktiken bei Säuglingen und Kleinkindern schneidet die Region dagegen schlecht ab: Von 15 Regionen weist sie die zweitniedrigste Rate von Kindern im Alter von 6 bis 23 Monaten auf, die eine angemessene Mindesternährung erhalten (UBOS and ICF 2018). Im Südwesten des Landes führen Defizite in den Bereichen Wasser, Sanitärversorgung und Hygiene in Kombination mit schlechten Kinderernährungspraktiken bei Kindern zu Ernährungsunsicherheit, und das trotz eines relativ guten Zugangs zu Nahrungsmitteln in ausreichender Menge und Qualität (FTF 2018).
Die typische Ernährung in Uganda ist durch eine relativ geringe Ernährungsvielfalt und wenig mikronährstoffreiche Nahrungsmittel gekennzeichnet. Eine Studie in Kampala und zwei ländlichen Regionen im Südwesten und Norden Ugandas offenbarte erhebliche Unterschiede bei der Aufnahme von Nahrungsmitteln und Mikronährstoffen in den verschiedenen Regionen. Obendrein wurde eine weit verbreitete unzureichende Aufnahme von Vitamin A, Vitamin B12, Eisen, Zink und Kalzium ermittelt – Spurenelemente, die besonders durch den Verzehr von tierischen Nahrungsmitteln zugeführt werden können (Harvey, Rambeloson, and Dary 2010). Eine Studie im Distrikt Kiboga in der Region North Central belegte, dass die Ernährung der StudienteilnehmerInnen hauptsächlich aus weißen Wurzeln, Knollen und Bananen besteht, jedoch kaum aus anderem Obst und Gemüse und tierischen Produkten (Nabuuma, Ekesa, and Kennedy 2018). Im urbanen Uganda ist der Konsum von Obst und Gemüse gering und wird deutlich stärker vom Bildungsstand als vom Haushaltseinkommen beeinflusst, was darauf hindeutet, dass mehr getan werden sollte, um das Bewusstsein um die Bedeutung des Verzehrs von Obst und Gemüse zu schärfen (Madhavan-Nambiar et al. 2015). Eine Analyse der Ernährung von pastoralen und agropastoralen Haushalten im „Cattle Corridor“ (Rinderkorridor) in der Region North Central legte nahe, dass selbst in pastoralen Haushalten Fleisch, Geflügel und Eier nur selten konsumiert werden (Mayanja et al. 2015).
Schlechte Wasser-, Sanitär- und Hygienebedingungen beeinträchtigen nachweislich den Ernährungszustand von Kindern, höchstwahrscheinlich durch negative Auswirkungen auf ihre Gesundheit und ihre Fähigkeit, Nährstoffe optimal aufzunehmen (Fink, Günther, and Hill 2011; Ngure et al. 2014). Während 78 Prozent der ugandischen Haushalte Zugang zu einer einwandfreien Trinkwasserquelle haben, nutzen nur 19 Prozent derselben sachgerechte sanitäre Anlagen (UBOS and ICF 2018).