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Malawi: Eine eingehendere Betrachtung von Hunger und Unterernährung

Malawi

 

Eine eingehendere Betrachtung von Hunger und Unterernährung


 
   
Juni 2019
Foto: Justfilms/Welthungerhilfe; In TA Ndindi, Salima Region, Malawi, bedroht der Klimawandel Ernährungssicherheit und Mangel an sauberem Wasser bereitet Gesundheitsprobleme; hier hält ein Mitglied eines Gesundheitsvereins für verbesserte Hygiene und Ernährung Samen für den Gartenbau. Ausblenden

Fortschritte trotz gewaltiger Herausforderungen

Foto: Daniel Rosenthal/Welthungerhilfe; Elinati Bonomali löst Maiskerne aus den Kolben. Sie und ihre Familie befürchten alsbald hungern zu müssen, da sie stark unter katastrophalen Ernteausfällen in Ngorowindo, Malawi, leiden, die durch das Wetterphänomen El Niño hervorgerufen wurden. Ausblenden
Abbildung 1: Karte von Malawi

Karte von Malawi

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Southern
1. Blantyre
2. Chiradzulu
3. Phalombe
4. Mulanje
5. Thyolo

Trotz vieler Herausforderungen hat Malawi seit dem Jahr 2000 laut den Daten des Welthunger-Index beachtliche Fortschritte bei der Verringerung der allgemeinen Hunger- und Unterernährungsrate erzielt. Dieser Bericht gibt einen kurzen überblick über die wirtschaftliche Lage Malawis, beschreibt die Situation hinsichtlich Hunger und Unterernährung, überprüft die Art der Programme, die sich nachweislich auf die Ernährungssicherheit auswirken, und hebt bestehende politische Strategien sowie politische Handlungsempfehlungen hervor, mit denen weitere Fortschritte erreicht werden sollen.

Malawi ist ein Binnenland mit einer Fläche von knapp 120.000 Quadratkilometern. Von dieser Fläche sind etwa 20 Prozent mit Wasser bedeckt, darunter der riesige Malawisee, der an der Ostgrenze des Landes liegt (World Atlas 2017). Malawi ist in drei Regionen unterteilt: die am wenigsten bevölkerte Region Nord (Northern), die Region Mitte (Central) mit der Hauptstadt Lilongwe und die Region Süd (Southern). Im Land herrscht Frieden, und seine Regierung ist relativ demokratisch und stabil (World Bank 2018).

Den aktuellsten offiziellen Armutsstatistiken für Malawi zufolge lebten 2010 71,4 Prozent der Bevölkerung in Armut, was einer nur unwesentlich geringeren Rate als 2004 gleichkam, als die Armutsquote 72,8 Prozent betrug (World Bank 2019). Prognosen der Weltbank deuten darauf hin, dass sich dieser Anteil bis 2017 geringfügig auf 69,2 Prozent verringerte (World Bank 2017). Malawis Bruttoinlandsprodukt pro Kopf lag 2017 bei nur 338 US-Dollar, berechnet anhand des aktuellen Kurswerts. Dies ist das zweitniedrigste Pro-Kopf-BIP aller Länder mit verfügbaren Daten; lediglich Burundi weist ein niedrigeres auf. Seit 2010 ist das BIP pro Kopf durchschnittlich um jährlich 1,2 Prozent gestiegen (World Bank 2019).

Die Landwirtschaft spielt eine wichtige Rolle für die Wirtschaft Malawis und sorgt entsprechend den Zahlen des Jahres 2017 für 85 Prozent der Arbeitsplätze gegenüber nur sieben Prozent im Dienstleistungssektor und acht Prozent in der Industrie (World Bank 2019). Angesichts der derzeitigen Wirtschaftsstruktur wird angenommen, dass das Wachstum im malawischen Agrarsektor doppelt so stark zur Armutsbekämpfung beiträgt wie das Wachstum in den übrigen Sektoren (Dorosh und Thurlow 2018). Gleichzeitig ist die Entwicklung nicht landwirtschaftlicher Sektoren wichtig, um die Anfälligkeit des Landes für extreme Wetterbedingungen, den Klimawandel, Ernteausfälle und Preisschwankungen von Gütern zu verringern (Benfica, Squarcina, and de la Fuente 2018). Landwirtschaftliche Betriebe sind für ihre Bewässerung überwiegend vom Regen abhängig, und der Agrarsektor ist sehr anfällig für Wetterextreme (FAO 2015a), wie die überschwemmungen im Jahr 2015 und die Dürre 2015/16 zeigten, die schwere Schäden nach sich zogen (AfDB 2018). Im März 2019 verursachte der Zyklon Idai katastrophale überschwemmungen, von denen die Hälfte von Malawis 28 Distrikten betroffen war. Die schwersten Schäden wurden in Nsanje und Chikhwawa verzeichnet, wo u. a. Ernten und Viehbestände vernichtet wurden (MSF 2019). Der Agrarsektor steht vor weiteren Schwierigkeiten. Der Landbesitz der meisten Bäuerinnen und Bauern ist klein: 73 Prozent der Haushalte bewirtschaften weniger als einen Hektar Land (Lowder et al. 2016). Dem landwirtschaftlichen Sektor mangelt es an Diversifizierung, denn hauptsächlich werden Mais und Tabak angebaut (GoM 2016).

Das Land wird oft in drei maßgebliche agroökologische Zonen eingeteilt: in das untere Shire-Tal im äußersten Süden des Landes; in die Ebenen am Seeufer und das obere Shire-Tal, das im Osten Malawis von Nord nach Süd am Malawisee entlang verläuft; und schließlich in das Mittelplateau und das Hochland, die überwiegend im Westen des Landes liegen. Da sich Klima, geografische Höhe, Vegetation, Wasserverfügbarkeit, Marktzugang und Bevölkerungsdichte innerhalb dieser Zonen erheblich unterscheiden, ist eine zielgerichtete Strategie für die Landwirtschaft sehr bedeutsam (Benson, Mabiso, and Nankhuni 2016; FEWS NET 2016).

Unterernährung besteht fort, doch Kinderernährung wird besser

Foto: Katherin Longwe/Welthungerhilfe; Legeleni und Chimwemwe holen Wasser an der neuen Pumpe ihrer Schule in Chitimbe, Welthungerhilfe WASH-Projekt Dedza, Malawi. Ausblenden

Die WHI-Werte für jedes Land werden auf Basis der folgenden vier Indikatoren ermittelt:

  1. UNTERERNäHRUNG: der prozentuale Anteil der Unterernährten an der Bevölkerung (Indikator für den Anteil der Menschen, die ihren Kalorienbedarf nicht decken können);
  2. AUSZEHRUNG BEI KINDERN: der Anteil von Kindern unter 5 Jahren, die an Auszehrung leiden (damit ist ein zu niedriges Gewicht in Bezug auf die jeweilige Größe gemeint, ein Beleg für akute Unterernährung);
  3. WACHSTUMSVERZöGERUNG BEI KINDERN: der Anteil von Kindern unter fünf Jahren, die wachstumsverzögert sind (damit ist eine zu geringe Körpergröße in Bezug auf auf das jeweilige Alter gemeint, ein Beleg für chronische Unterernährung);
  4. KINDERSTERBLICHKEIT: die Sterblichkeitsrate von Kindern unter fünf Jahren (ein Indikator, der zum Teil das fatale Zusammenwirken von mangelnder Nährstoffversorgung und einem ungesunden Umfeld widerspiegelt).
Abbildung 2: Malawis Welthunger-Index-Werte und Indikatorwerte 2000, 2005, 2010 und 2018

Malawis Welthunger-Index-Werte und Indikatorwerte 2000, 2005, 2010 und 2018

  Download/Diese Seite Drucken Quelle: die Autorinnen
Anmerkung: Die Unterernährungswerte beziehen sich auf die Verbreitung von Unterernährung in der Gesamtbevölkerung des Landes; Wachstumsverzögerung, Auszehrung und Kindersterblichkeit beziehen sich jeweils auf die Indikatorwerte für Kinder unter fünf Jahren. Die Daten für die WHI-Werte sowie zu Wachstumsverzögerung bei Kindern und Auszehrung bei Kindern stammen aus den Perioden 1998 bis 2002 (2000), 2003 bis 2007 (2005), 2008 bis 2012 (2010) und 2013 bis 2017 (2018). Das Datenmaterial zur Unterernährung wurde in den Zeiträumen 1999 bis 2001 (2000), 2004 bis 2006 (2005), 2009 bis 2011 (2010) und 2015 bis 2017 (2018) erfasst. Die Daten zur Kindersterblichkeit wurden in den Jahren 2000, 2005, 2010 und 2016 (2018) erhoben. Informationen zur Berechnung der WHI-Werte finden sich in Anhang A des WHI-Berichts 2018; zu den Quellen, anhand derer die Daten zusammengestellt wurden, in Anhang B.

Malawis WHI-Wert ist von 44,7 und der Einstufung als sehr ernst im Jahr 2000 auf 26,5 im Jahr 2018 gesunken, was immer noch die Kategorie ernst bedeutet. Diese Verbesserung beruht auf Rückgängen bei drei der vier zugrunde liegenden Indikatorwerten zur Berechnung des WHI: Wachstumsverzögerung bei Kindern, Auszehrung bei Kindern und Kindersterblichkeit (Abbildung 2). Angesichts der Bedeutung des Ernährungszustands von Kindern für das Wohlergehen von der Geburt bis zum Erwachsenenalter sind die Fortschritte Malawis in diesem Bereich bemerkenswert. Im Gegensatz dazu war die Unterernährungsrate Malawis – der Bevölkerungsanteil mit unzureichendem Zugang zu Kalorien – von 2000 bis 2010 zwar leicht gesunken, ist seither aber wieder gestiegen, wodurch die errungenen Fortschritte praktisch verloren gingen. Es mag widersinnig erscheinen, dass sich der Ernährungszustand von Kindern trotz fehlender gleichzeitiger Fortschritte hinsichtlich der Unterernährung der Gesamtbevölkerung verbessert hat – allerdings wird der Ernährungszustand von Kindern von einer Vielzahl verschiedener Faktoren beeinflusst. Darunter fallen eine unzureichende quantitative oder qualitative Nahrungsaufnahme, eine schlechte Verwertung von Nährstoffen aufgrund von Infektionen oder anderen Krankheiten oder eine Kombination dieser Faktoren. Diese gehen ihrerseits auf verschiedene andere Auslöser zurück, etwa Ernährungsunsicherheit auf Haushaltsebene, inadäquate Praktiken hinsichtlich Mutter- und Kindergesundheit sowie ein unzureichender Zugang zu Gesundheitsdiensten, sauberem Wasser und zur Sanitärversorgung. Die folgenden Abschnitte befassen sich mit der Ernährungssicherheit der gesamten Bevölkerung Malawis sowie jener ihrer Kinder, einschließlich der Ursachen, die zu den jüngsten Entwicklungen beigetragen haben.

Ernährungssicherheit in Malawi

In den vergangenen zwei Jahrzehnten seit 1999–2001 fluktuierte Malawis Unterernährungsrate (Abbildung 2). War sie zwischen 2004–2006 und 2007–2009 rückläufig gewesen, so stieg sie zwischen 2013–2015 und zwischen 2015–2017 (FAO 2018) zeitgleich mit den überschwemmungen 2015 und der Dürre 2015/16, die den Agrarsektor in Malawi und darüber hinaus lähmten. Dieser Trend spiegelt sich auch in der jüngsten Integrierten Haushaltsumfrage (Integrated Household Survey – IHS) wider, die eine zunehmende Ernährungsunsicherheit zwischen 2010/11 und 2016/2017 (NSO 2017) offenbart.

Die typische malawische Ernährung besteht größtenteils aus Grundnahrungsmitteln, vor allem Mais sowie Reis und Maniok. Die meisten MalawierInnen konsumieren Nahrungsmittel, die reich an Mikronährstoffen und/oder Proteinen sind wie Obst und Gemüse und auch tierische Nahrungsmittel in begrenzten Mengen (GoM 2018b; Aberman, Meerman, and Benson 2018). Die malawische Regierung setzt seit mindestens Mitte der 1970er-Jahre vorrangig auf die Erzeugung von Mais (Dorward, Chirwa, and Jayne 2011). In den Jahren 2005/06 startete sie das weithin bekannte Subventionsprogramm für landwirtschaftliche Produktionsmittel, um die Maisproduktion zu steigern, die Ernährungssicherheit der Familien zu fördern und die ländlichen Einkommen zu erhöhen (Lunduka, Ricker-Gilbert, and Fisher 2013). Doch selbst trotz dieses Programms gibt es Jahre, in denen im Land nicht genügend Mais für den Eigenbedarf produziert wird. Außerdem haben einige Bevölkerungsgruppen selbst in Jahren mit Maisüberschuss keinen ausreichenden Zugang zu Kalorien (FAO 2015b, 2018).

Naturkatastrophen wie Dürren, überschwemmungen und hohe Temperaturen verringern häufig die Nahrungsmittelproduktion und erhöhen die Ernährungsunsicherheit in Malawi, etwa weil es an der Umsetzung der Preis- und Lagerstrategie für Nahrungsmittel hapert, um diese Schwierigkeiten wirksam zu mildern (Minot 2010). Indem sie zu einer geringeren Nahrungsmittelproduktion und höheren Nahrungsmittelpreisen beitragen, mindern Temperaturen, die über dem saisonalen Durchschnitt liegen, die Nahrungsaufnahme sowie die Kalorienzufuhr. Aufgeschlüsselte Ergebnisse zeigen, dass diese Auswirkungen in den Haushalten am stärksten sind, in denen das Land ausschließlich von Frauen verwaltet wird, und in jenen Landesteilen, in denen der Landbesitz patrilinear vererbt wird. Möglicherweise investieren Frauen, deren Landbesitzverhältnisse ungewiss sind, seltener in landwirtschaftliche Technologien, die die Auswirkungen von Wetterextremen mildern könnten (Asfaw and Maggio 2018).

Geschlecht ist ein wichtiger Faktor für die Ernährungssicherheit in Malawi. Während Daten über die Verteilung von Nahrungsmitteln innerhalb von Familien weitgehend fehlen (wodurch das Ausmaß, in dem Frauen und Männer oder Mädchen und Jungen einen gleichberechtigten Zugang zu Nahrungsmitteln haben, nicht bekannt ist), gibt es Hinweise darauf, dass die Ernährungssicherheit in weiblich geführten Haushalten in Malawi im Allgemeinen niedriger ist als jene in männlich geführten (Kakota et al. 2015; Kassie et al. 2015). Bei landwirtschaftlichen Haushalten liegt dies nicht nur daran, dass weiblich geführte Haushalte über weniger Ressourcen verfügen, von denen sie Gebrauch machen können (wie etwa Land, Bildung, Betriebsmittel und Schulungen), sondern auch daran, dass die Erträge weiblich geführter Haushalte bei gleichem Ressourceneinsatz geringer ausfallen als jene der männlich geführten, was darauf hindeutet, dass sie vielerlei Formen von Diskriminierung ausgesetzt sind (Kassie et al. 2015).

Die hohe HIV-/Aids-Rate in Malawi, die bei den 15- bis 64-Jährigen derzeit bei 10,6 Prozent liegt (was etwa 900.000 MalawierInnen entspricht, die mit HIV leben), hat ebenfalls zu Unterernährung und Hunger in Malawi beigetragen. Eine HIV-Infektion verursacht eine schlechtere Nährstoffverwertung im menschlichen Stoffwechsel und verringert die Möglichkeiten der Menschen, ausreichend Nahrung zu produzieren oder Zugang dazu zu erhalten (MoH 2017; Nyantakyi-Frimpong et al. 2016).

Die Ernährung der Menschen muss nicht nur quantitativ, sondern auch qualitativ besser werden (Aberman, Meerman, and Benson 2018). Ernährungsweise und Ernährungszustand werden durch solche Nahrungsmittel beeinflusst, die die Familien entweder selbst produzieren oder auf den Märkten kaufen können. Es hat sich gezeigt, dass sich die Vielfalt der in landwirtschaftlichen Betrieben angebauten Nutzpflanzen positiv auf die Ernährungsvielfalt der Familien und die Aufnahme von Kalorien und Proteinen in Malawi auswirkt (Jones 2017; Koppmair et al. 2017). In weiteren Studien wurde ein Zusammenhang zwischen der Vielfalt bei Nutzpflanzen und dem Zugang von Familien zu wichtigen Mikronährstoffen erkannt: Eisen, Folsäure, Vitamin A und Zink (Jones 2017; Mazunda, Kankwamba, and Pauw 2018). Unter bestimmten Bedingungen beeinflusst der Zugang zu Märkten sowohl für den Kauf als auch den Verkauf von Nahrungsmitteln und Erzeugnissen die Ernährungsvielfalt mehr als die Art der Nutzpflanzen (Koppmair et al. 2017).

Ernährung und Nährstoffversorgung von Kindern

Malawis Raten hinsichtlich Wachstumsverzögerung bei Kindern (zu geringe Körpergröße im Verhältnis zum Alter) und Auszehrung bei Kindern (zu niedriges Gewicht im Verhältnis zur Körpergröße) sind laut den neuesten Daten seit 2000 deutlich gesunken. Die Auszehrungsrate bei Kindern nahm von 6,8 Prozent im Jahr 2000 auf 2,7 Prozent im Zeitraum 2015 bis 2016 ab, was als „niedrig“ eingestuft wird. Mit 37,1 Prozent in den Jahren 2015–2016 galt Malawis Wachstumsverzögerungsrate bei Kindern immer noch als „sehr hoch“, war aber im Vergleich zum Jahr 2000 mit 54,6 Prozent signifikant zurückgegangen (NSO and ORC Macro 2001; NSO and ICF 2017; de Onis et al. 2018). Diese Verbesserung ist wahrscheinlich auf den Rückgang von Kinderkrankheiten zurückzuführen, die die Verwertung von Nährstoffen hemmen, ebenso wie auf die Ausweitung direkter Nährstoffinterventionen und grundlegende Faktoren wie das Wirtschaftswachstum. Die Ernährungsprogramme umfassten einen Ausbau der Nahrungsergänzung mit Vitamin A und die Entwurmung von Kindern, die Förderung adäquater Nährstoffversorgung während der Schwangerschaft und angemessener Fütterungspraxis für Säuglinge und Kleinkinder sowie die landesweite Umsetzung einer gemeinschaftsbasierten Behandlung von Kindern mit schwerer akuter Mangelernährung (Kanyuka et al. 2016).

Malawis Sterblichkeitsrate bei Kindern unter fünf Jahren sank zwischen 2000 und 2016 von 17,5 auf 5,5 Prozent (UN IGME 2017). Die Analyse zeigt, dass diese Verbesserung auf die Behandlung von Durchfall- und Malaria-Erkrankungen als auch Lungenentzündungen zurückzuführen ist, ebenso wie auf mit Insektiziden behandelte Bettnetze, Impfstoffe, die Reduzierung von Auszehrung und Wachstumsverzögerung, Geburtshilfe in medizinischen Einrichtungen sowie die HIV-Prävention und Behandlung von HIV-Infizierten. Diese Maßnahmen wiederum wurden durch eine Aufstockung der Mittel für den malawischen Gesundheitssektor und durch politische Strategien und Interventionen zur Verbesserung der Gesundheit und Nährstoffversorgung von Kindern ermöglicht (Kanyuka et al. 2016). Malawi hat das Millenniumsentwicklungsziel erreicht, die Kindersterblichkeit zwischen 1990 und 2015 um zwei Drittel zu senken; die aktuelle Rate ist indes immer noch höher als die Vorgabe der Ziele für nachhaltige Entwicklung von 2,5 Prozent bis 2030 (UN 2018).

Die Fütterungspraxis bei Säuglingen und Kleinkindern in Malawi hat sich zwar grundsätzlich erheblich verbessert, in letzter Zeit aber wieder deutlich verschlechtert. Bis 2015/2016 wurden landesweit 61 Prozent der Kinder unter sechs Monaten ausschließlich gestillt. Dies ist ein bemerkenswerter Fortschritt gegenüber 1992, als die Rate nur vier Prozent betrug, sowie 2000, als der Anteil noch bei 44 Prozent lag. Trotzdem bedeutet dies einen Rückgang gegenüber 2010, als eine Quote von 72 Prozent ermittelt wurde (NSO and ICF 2017). Die positive Entwicklung von 1992 bis 2010 ist auf eine Vielzahl von Faktoren zurückzuführen, darunter das starke Engagement der Regierung für die Verbesserung der Fütterungspraxis bei Säuglingen und Kleinkindern und eine landesweite Kampagne zur Vertiefung der Kenntnisse über das Stillen (WHO 2014). Der jüngste Rückgang könnte u.a. auf höhere Beschäftigungsquoten bei Frauen, verfügbare Alternativen zur Muttermilch und eine schlechte öffentliche Meinung zum Thema Stillen zurückzuführen sein (Gangire 2017). Es ist wichtig, die Gründe dafür zu kennen, da ausschließlich gestillte Säuglinge unter sechs Monaten eine größere Körpergröße im Verhältnis zum Alter sowie ein höheres Gewicht im Verhältnis zur Körpergröße aufweisen, verglichen mit nicht ausschließlich gestillten Säuglingen (Kuchenbecker et al. 2015). Inzwischen erhalten nur acht Prozent der Kinder im Alter von sechs bis 23 Monaten eine angemessene Mindesternährung, was gleichfalls eine Verschlechterung der Situation seit 2010 signalisiert, als dieser Anteil 19 Prozent betrug (NSO and ICF Macro 2011; NSO and ICF 2017).

Die Nährstoffversorgung von Kindern in Malawi verbessert sich mit dem Bildungsniveau der Mutter, insbesondere wenn die Mutter über eine schulische Ausbildung von mindestens zehn Jahren verfügt, d.h., wenn sie die Sekundarschule oder höhere Schulen besucht hat. Bildung von Frauen kann in vielerlei Hinsicht zu einer besseren Ernährungsweise von Kindern beitragen, etwa durch bessere Fütterungspraxis, vertiefte Kenntnisse in der Gesundheitsfürsorge und wirtschaftliche Vorteile, beispielsweise durch mehr Einfluss von Müttern bei der Verwendung der Haushaltsressourcen (Makoka and Masibo 2015).

Hinsichtlich der drei WHI-Indikatoren mit subnationalen Daten (Wachstumsverzögerung bei Kindern, Auszehrung bei Kindern und Kindersterblichkeit) gibt es auf Distriktebene erhebliche Unterschiede; einige Distrikte, insbesondere in den Regionen Mitte und Süd, stechen aufgrund sehr hoher Raten hervor (siehe Tabelle 1). Die Region Nord weist das niedrigste Niveau multidimensionaler Armut auf, die Gesundheit, Bildung und Lebensstandard umfasst (World Bank 2016). Die Region Nord schneidet überdies bei mehreren Indikatoren für die Nährstoffversorgung und Gesundheit von Kindern besser ab als die anderen Regionen, beispielsweise durch höhere Bildungsabschlüsse von Männern und Frauen, bessere Handwaschvorrichtungen und eine niedrigere Geburtenrate (NSO and ICF 2017).

Interventionen gegen Ernährungsunsicherheit und Unterernährung

Foto: Thees Jagels/Welthungerhilfe; Die Kleinbauern aus dem Dorf Njereza, Malawi, haben eine Gärtnerei für Setzlinge angelegt. Hier werden mit Hilfe der Partnerorganisation CURE Bäume herangezogen, die zukünftig die Gegend rund um die Bewässerungsanlage vor Fluten und Erosionen schützen sollen. Ausblenden

Tabelle 1

Malawis WHI-Indikatorwerte nach Regionen und Distrikten

Region Wachstums-verzögerung bei Kindern (%) Auszehrung bei Kindern (%) Kindersterb-lichkeit (%)
Nord 35,1 2,1 5,7
Chitipa 33 1,2 5,3
Karonga 28,4 2,2 5,9
Likoma 24,6 3,8 5,7
Mzimba 38,9 2,7 5,2
Nkhata Bay 32,5 0,1 7,4
Rumphi 32,1 1,5 6,2
Mitte 38,2 2 8,1
Dedza 42,8 2,6 8,4
Dowa 39 1 6,4
Kasungu 36,3 2,4 6
Lilongwe 36,6 1,6 8,4
Mchinji 44 3,1 12,3
Nkhotakota 33,2 1,8 6,4
Ntcheu 41,6 3,5 8
Ntchisi 39,5 1,7 8,4
Salima 34,5 1,4 8
Süd 36,6 3,5 7,3
Balaka 32,6 0,6 8,4
Blantyre 33,2 3,1 6,7
Chikhwawa 32,6 4,9 6,2
Chiradzulu 33,2 6,2 6,8
Machinga 38,5 3,4 8,1
Mangochi 45,4 1,7 7,3
Mulanje 36,5 4,1 10,3
Mwanza 31 7,1 5,1
Neno 45,4 4,1 9
Nsanje 31,6 8,7 5,7
Phalombe 31,4 2,3 9,7
Thyolo 35,6 3,4 5,9
Zomba 36,4 4,6 5,4
Gesamt 37,1 2,7 7,5
Quelle: NSO und ICF (2017).
Hinweis: Alle Indikatorwerte beziehen sich auf Kinder unter fünf Jahren. Unterernährungswerte auf subnationaler Ebene sind für Malawi derzeit nicht verfügbar. Diese Schätzwerte zur landesweiten Sterblichkeit von Kindern unter fünf Jahren und jene in Abbildung 2 unterscheiden sich, da NSO und ICF (2017) zitiert werden, die auch subnationale Werte berücksichtigen, während für die Berechnung der WHI-Werte die in Abbildung 2 zitierte UN IGME (2017) verwendet wird.

Forschende haben in Malawi eine Reihe von Studien durchgeführt, um die Wirksamkeit von Maßnahmen zur Verringerung von Hunger und Unterernährung zu bewerten. Es würde den Rahmen dieses Berichts sprengen, alle Programme und Evaluierungen detailliert zu beschreiben, daher wird im folgenden Abschnitt lediglich eine übersicht der Literatur aufgeführt.

Ernährungsbildung kann Ernährungszustände positiv beeinflussen, insbesondere bei Säuglingen und Kleinkindern, wenn sie auf Mütter ausgerichtet ist. Bei einem Projekt im Distrikt Mchinji besuchten weibliche Freiwillige kurz vor und nach der Geburt mehrmals Mütter und informierten sie über den Nährstoffbedarf von Säuglingen, Stillen, Entwöhnung und Beikost. Das Programm trug nachweislich zur Verbesserung der Nährstoffversorgung von Kindern, der Nahrungsaufnahme von Familien und des Kindeswachstums, einschließlich der Körpergröße, bei (Fitzsimons et al. 2016). Außerdem verbesserte sich durch das Projekt „Improving Food Security and Nutrition Policies and Programme Outreach“ der Ernährungs- und Landwirtschaftsorganisation der UNO die Ernährungsvielfalt für Kinder, wenn landwirtschaftliche Aktivitäten mit einer Bildungskomponente bezüglich des Ernährungsbedarfs von Kindern kombiniert wurden. Gleichwohl waren die Auswirkungen auf das Kindeswachstum unbedeutend (Kuchenbecker et al. 2017).

In Bezug auf die Behandlung fehlernährter Kinder, zeigte ein Versuch in Malawi, dass Kinder, die zu Hause mit gebrauchsfertiger therapeutischer Nahrung (RUTF) behandelt worden waren, an Gewicht zunahmen und sich schneller erholten als Kinder, die eine stationäre Standardversorgung mit flüssigen Nahrungsmitteln auf Milchbasis bekommen hatten (Ciliberto et al. 2005). Bei einem weiteren Versuch wurde festgestellt, dass die Erholungsraten von unterernährten Kindern, denen angereicherte Brotaufstriche (Milch/Erdnuss und Soja/Erdnuss) angeboten worden waren, höher waren als von jenen, die angereichertes Mais/Sojamischmehl erhalten hatten. Der Grund könnte darin gelegen haben, dass die Brotaufstriche relativ kalorienreich waren, kein Kochen erforderten und sie wahrscheinlich weniger häufig mit anderen Familienmitgliedern geteilt wurden (Matilsky et al. 2009).

Der Zugang zu Finanzdienstleistungen kann eine Verbesserung der Nahrungsaufnahme und Ernährung bewirken. Informationsveranstaltungen in den Distrikten Lilongwe, Mchinji und Dedza in der Region Mitte, die Finanzberatende zum Thema Sparkonten durchgeführt hatten, führten zu einer Ausweitung der Nutzung von Sparkonten und der Investitionen in landwirtschaftliche Betriebe; zudem stiegen Haushaltseinkommen, Ernährungssicherheit und Fleischverzehr (Flory 2016). Ein Programm zur Förderung dörflicher Spar- und Kreditvereine (VSLA), ein gruppenbasiertes Sparprogramm, das von der NGO Soldev im Norden Malawis begleitet wurde, führte, gemessen an der Anzahl der täglich eingenommenen Mahlzeiten, zu einer höheren Nahrungsaufnahme (Ksoll et al. 2016). Ein weiteres Spar- und Kreditprogramm, das in den Distrikten Mzimba, Mchinji, Lilongwe und Zomba getestet wurde, führte dagegen zwar zu besseren Geschäftsergebnissen und zur Stärkung von Frauen, nicht aber zu einer gestiegenen Ernährungssicherheit (Karlan et al. 2017). Es bedarf weiterer Forschungen hinsichtlich Finanzdienstleistungsinterventionen, um festzustellen, welche Programmkomponenten und Wirkungsgrade nötig sind, um die Ernährungssicherheit zu verbessern.

Die weltweit verbreiteten Cash-Transfer-Programme führen nachweislich zu einer besseren Ernährung, die Beweislage ihrer Wirkung auf den Ernährungszustand ist dagegen dürftig (Gitter et al. 2017). Das Malawi Social Cash Transfer Programme (SCTP), ein bedingungsloses Cash-Transfer-Programm für extrem arme Haushalte und solche ohne Arbeitskraftpotenzial, sollte 2018 in allen 28 Distrikten mindestens 1,5 Millionen Begünstigte erreichen (Kutengule 2018). Die Zwischenevaluierung des Programms zeigte anhand verschiedener Indikatoren – darunter ein Anstieg der gesamten Nahrungsmittel- und Gemüseausgaben pro Kopf bei den ärmsten Haushalten, eine Steigerung der durchschnittlich pro Tag eingenommenen Mahlzeiten und eine Verbesserung bestimmter Faktoren der Fütterungspraxis bei Kleinkindern in Abhängigkeit von der Haushaltsgröße –, dass soziale Cash-Transfer-Programme ein Jahr nach deren Implementierung die Ernährungssicherheit der Begünstigten erhöht hatten (Handa et al. 2015). Eine weitere Studie ergab, dass soziale Cash-Transfer-Programme (SCTP) die Verfügbarkeit von Kalorien für alle Begünstigten verbesserten, während bei anderen Maßnahmen zur Ernährungssicherung die Nahrungsmittelausgaben und die Werte bei der Ernährungsvielfalt nur in jenen Haushalten gestiegen waren, in denen die Geldzahlungen mehr als 20 Prozent der normalen Ausgaben für Nahrungsmittel ausmachten (Brugh et al. 2018). Soziale Cash-Transfer-Programme bewirkten zudem höhere Investitionen in die landwirtschaftliche Produktion und verringerten die Zahl der um Essen oder Geld bettelnden Kinder; zudem verminderten sich Schulfehlzeiten, weil die Kinder nicht mehr für Nahrungsmittel oder Geld arbeiten mussten (Covarrubias, Davis and Winters 2012).

Im Bereich der Agrarprogramme hat das Farm Input Subvention Program (FISP), mit dem die Regierung landwirtschaftliche Produktionsmittel subventioniert, die hauptsächlich für die Maisproduktion verwendet werden, seit seiner Einführung 2005/06 einen erheblichen Teil des Agrarhaushalts des Landes in Anspruch genommen. 2018/19 betrug das Budget für das FISP 53 Prozent des Gesamtbudgets für den Agrarsektor (UNDP 2018); mit dem Programm sollte 2018/19 eine Million Begünstigter erreicht werden (Kujaliwa 2018). Während das Programm offiziell dazu gedacht gewesen war, gefährdeten und marginalisierten Bäuerinnen und Bauern zu helfen, gab es Vorwürfe wegen Vorteils- und politischer Einflussnahme bei der Auswahl der Begünstigten (Mdee and Dedaa 2018; Asfaw et al. 2017). Ursprünglich ausschließlich auf Düngemittel und veredeltes Maissaatgut ausgerichtet, wurde das Programm so weiterentwickelt, dass es auch Saatgut für andere Nutzpflanzen umfasste (Lunduka, Ricker-Gilbert and Fisher 2013). Evaluierungen zeigten, dass das FISP zu einer moderaten Steigerung der Produktivität beim Maisanbau geführt hat; dennoch wurde seine Kosteneffizienz heftig diskutiert (Ricker-Gilbert, Jayne and Shively 2013). Im Hinblick auf die Ernährungssicherheit führte der Zugang zum FISP zu einer höheren und damit – nach eigener Einschätzung der Begünstigten – angemesseneren Nahrungsaufnahme. FISP-Begünstigte berichteten zudem über ein geringeres Auftreten von Kinderkrankheiten (Chirwa and Dorward 2013). Interessanterweise lag bei FISP-Begünstigten nachweislich eine größere Diversität an Nutzpflanzen und eine höhere Ernährungsvielfalt vor als bei Nichtbegünstigten des Programms, obwohl die Gutscheine nur für Maissaatgut eingelöst werden konnten. Eine höhere Ernährungsvielfalt scheint zum Teil auf ein höheres Einkommen zurückzuführen zu sein, das den Begünstigten den Kauf vielfältigerer Nahrungsmittel ermöglicht (Snapp and Fisher 2015).

Andere landwirtschaftliche Interventionen zeigten ebenfalls positive Auswirkungen auf die Ernährungssicherheit. Das Projekt „Soils, Food, and Healthy Communities“, das von Mitarbeitenden des Ekwendeni-Krankenhauses sowie malawischen und kanadischen WissenschaftlerInnen durchgeführt wurde, ermutigte LandwirtInnen zum Zwischenfruchtanbau von Leguminosen, um die Bodenfruchtbarkeit, die Ernährungssicherheit und Nährstoffversorgung von Kindern zu verbessern. Das Projekt bot zudem Schulungen zur Geschlechtergerechtigkeit und zum Nährstoffbedarf von Kindern an. Die Ergebnisse zeigten, dass die Verbesserungen beim Kindeswachstum umso deutlicher waren, je länger und intensiver Dörfer in das Projekt einbezogen wurden (Bezner Kerr, Berti, and Lizzie 2010). Das agroökologische Projekt „Malawi Farmer to Farmer Agroecology Project“, das als Nachfolgeprojekt von der gleichen Organisation wie das Projekt „Soils, Food, and Healthy Communities“ organisiert wird, ermutigt Bäuerinnen und Bauern, an Versuchen teilzunehmen und ihr Wissen über Agrarökologie, Ernährung, soziale Gerechtigkeit und die Entwicklung des lokalen Nahrungsmittelmarkts zu teilen. Bei den teilnehmenden Haushalten wurde gemäß der Household Food Insecurity Access Scale (Methode zur Bestimmung der Nahrungsunsicherheit von Haushalten) im Vergleich zur Kontrollgruppe eine erhöhte Ernährungssicherheit festgestellt (Kangmennaang et al. 2017). Bei einer Evaluierung der Wirkungen von Pflanzenzuchtprogrammen in Malawi wiesen die NutzerInnen veredelter Bohnensorten eine um 15 Prozent höhere Ernährungsvielfalt in ihrem Haushalt auf als jene, die diese nicht verwendeten (Katungi et al. 2017). Die Auswertung des Bewässerungsprojekts „Bwanje Valley Irrigation Scheme“ förderte als Ergebnis zutage, dass die Teilnehmenden über eine höhere tägliche Pro-Kopf-Kalorienzufuhr und ein höheres jährliches landwirtschaftliches Einkommen verfügten als Personen in Kontrollgruppen (Nkhata, Jumbe and Mwabumba 2014).

Will man die verschiedenen Arten von Interventionen und ihre jeweilige Wirkung auf die Ernährungssicherheit näher betrachten, so dürften besonders die Erkenntnisse von Ecker und Qaim (2011) von Interesse sein. Indem sie die Auswirkungen der änderungen bei Einkommen und Maispreisen auf die Aufnahme von Mikronährstoffen in Malawi abbildeten, stellten sie fest, dass Einkommenssteigerungen für die gesamte Ernährung vorteilhafter waren als Preisrückgänge beim Mais. Dieses Ergebnis lässt beispielsweise darauf schließen, dass Cash-Transfer-Programme mehr zur Steigerung der Nährstoffaufnahme beitragen könnten als subventionierte Produktionsmittel für den Maisanbau. Ellis und Maliro (2013) stellten einander Düngemittelsubventionen und Bargeldtransfers vergleichend gegenüber, indem sie ihre Rolle in Malawi in den vergangenen Jahren untersuchten; sie argumentierten, dass die Programme komplementären Zwecken dienen und auf verschiedene Begünstigtengruppen abzielen. Düngemittelsubventionen können am effektivsten sein, wenn sie den LandwirtInnen zugutekommen, die über die nötigen Ressourcen verfügen, um sie produktiv zu nutzen, während Bargeldtransfers am nötigsten und geeignetsten für solche Gruppen sind, die kaum Ressourcen aufweisen.

Bestehende Strategien und Maßnahmen der Regierung zur Ernährungssicherung

Foto: Daniel Rosenthal/Welthungerhilfe; Christina Band verteilt Porridge mit vitaminreichem Moringa. Im Rahmen des Home Grown School Meals Projektes in der All Angels Schule in Salima soll in naher Zukunft eine Schulküche errichtet werden um alle SchülerInnen der Klassen 1 bis 8 mit einer warmen Mahlzeit am Tag zu versorgen. Hide

Die Regierung Malawis hat ihre Selbstverpflichtung für die Verbesserung der Ernährungssicherheit mit einer Vielzahl von Strategien und institutioneller Arrangements nachgewiesen. Im „Hunger and Nutrition Commitment Index“ (HANCI), der Staaten anhand ihres politischen Engagements zur Bekämpfung von Hunger und Unterernährung bewertet, rangiert Malawi auf Platz zwei von 45 afrikanischen Ländern (IDS 2017).

Politische und institutionelle Empfehlungen für weitere Fortschritte

Foto: Daniel Rosenthal/Welthungerhilfe; Die Bäuerinnen Milness Bize und Sterra Andrew präsentieren die Ernte ihres Testfeldes im Rahmen eines Trainingsprojektes welches der Süßkartoffel zurück auf den Speiseplan verhelfen möchte sowie in theoretischem Unterricht und praktischer Anwendung im Demonstrations- und Lerngarten Diversifizierungs- und Ertragssteigerungsstrategien vermittelt, Wiskoti Dorf, Malawi. Ausblenden

Obwohl die Regierung Malawis ihre Selbstverpflichtung für die Ernährungssicherheit ausdrücklich erklärt und wichtige Schritte in diese Richtung unternommen hat, muss mehr getan werden, um eine wirksame, multisektorale Koordination und Priorisierung der Ressourcen zu gewährleisten und die anstehenden Herausforderungen zu bewältigen (Compact2025 2016; Aberman 2019).

 

Fußnoten

  1. Die hierin genannten Armutsquoten beziehen sich auf die internationale Armutsgrenze von 1,90 US-Dollar pro Tag und Kopf (Kaufkraftparität 2011).  
  2. Dies liegt zum einen daran, dass das Wachstum in der Landwirtschaft im Vergleich zum Wachstum der übrigen Sektoren höhere Erträge für den Einsatz von Produktionsfaktoren armer Menschen erzielt und zum anderen daran, dass dadurch der Preis für Nahrungsmittel sinkt, für die arme Haushalte einen Großteil ihres verfügbaren Einkommens ausgeben (Dorosh and Thurlow 2018).  
  3. Weltweit ist Unterernährung die Ursache für 45 Prozent aller Todesfälle bei Kindern unter fünf Jahren (Black et al. 2013). Eine ausführliche Erklärung zur Berücksichtigung von Kindersterblichkeit im WHI finden sich in Wiesmann et al. 2015.  
  4. Mangelhaftes fetales Wachstum oder Wachstumsverzögerung in den ersten zwei Lebensjahren wird in Verbindung mit verzögerter kindlicher Entwicklung, Einkommenseinbußen im Erwachsenenalter und chronischen Krankheiten gebracht; Kleinwuchs führt bei Müttern zu schwierigen Geburten und problematischen Geburtsfolgen (Leroy and Frongillo 2019).  
  5. Concern Worldwide, ein Partner bei der Erarbeitung des Welthunger-Indexes, war maßgeblich an der Entwicklung der gemeinschaftsbasierten Behandlung akuter Mangelernährung (CMAM) in Malawi beteiligt (Kathumba 2012).  
  6. Eine „angemessene Mindesternährung“ ist ein Standard, der das Minimum bezüglich Ernährungsvielfalt und Mahlzeitenhäufigkeit vorgibt und unterschiedliche Empfehlungen für gestillte und nicht gestillte Kinder enthält, die Milch oder Milchprodukte als Ersatz für Muttermilch benötigen. Dieser Wert wurde in den Berichten zur Demografischen Gesundheitsstudie (DHS) vor 2010 nicht berücksichtigt, sodass frühere Vergleiche nicht möglich sind.  

Autorinnen

Jill Bernstein und Doris Wiesmann