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Die Auswirkungen von Preisspitzen und Volatilität auf die arme städtische Bevölkerung: ein Fallbeispiel aus Nairobi, Kenia

Die Auswirkungen von Preisspitzen und Volatilität auf die arme städtische Bevölkerung

 

ein Fallbeispiel aus Nairobi, Kenia


 
   
Länder-Fallstudie
Oktober 2011
Foto: Concern Worldwide; Theresia, Mathare-Slum, Nairobi, Kenia. Ausblenden

Neben einer Förderung der kleinbäuerlichen Landwirtschaft müssen alternative Verdienstmöglichkeiten für die städtische und ländliche Bevölkerung geschaffen werden.

Amane Jabaro (28) hat ueber ein von der Welthungerhilfe finanziertes Mikrokreditprogramm einen Kredit von 1000 Birr (100 Euro) erhalten. Mit diesem Geld hat sie ihren kleinen Laden in Halo im Gebiet Ziway Dugda erweitert. Sie bietet hier Waren des taeglichen Bedarfs an: Salz, Teff, Oel und Zucker Ausblenden

Anmerkung: Dieses Kapitel wurde von der Welthungerhilfe und Concern Worldwide verfasst und gibt die Ansichten und Analysen beider Organisationen wieder. Es wurde keinem Peer Review durch das Publications Review Committee von IFPRI unterzogen und kann IFPRI nicht zugeschrieben werden.

Maize and bean prices, Nairobi, 2007–2011

Quelle: FAO (2011b)

Maize prices at national wholesale level and local slum markets

Quelle: Diese Daten wurden von einem Partner im Rahmen des Urban Nutrition Surveillance Project, eines städtischen Ernährungskontrollprojekts von Concern, erhoben.
Anmerkung: Die Marktpreise aus den örtlichen Slums stammen von drei Märkten in Korogocho, Mukuru Kwa Njenga und Mukuru Kwa Reuben. Die Daten zu den nationalen Großhandelspreisen sind dem Food Security Portal der FAO entnommen. Im Juni, Juli und Dezember 2010 musste die Datenerhebung in den Slums wegen Personalmangels unterbrochen werden.

Prices for key commodities averaged across three Nairobi slum markets

Quelle: Diese Daten wurden von einem Partner im Rahmen des Urban Nutrition Surveillance Project von Concern erhoben.
Anmerkung: Die untersuchten Märkte liegen in drei Slums von Nairobi: Korogocho, Mukuru Kwa Njenga und Mukuru Kwa Reuben. Im Juni, Juli und Dezember 2010 musste die Datenerhebung in den Slums wegen Personalmangels unterbrochen werden.

Trotz des erheblichen Wirtschaftswachstums der letzten zehn Jahre bleibt der Hunger für Millionen Kenianer eine schmerzhafte tägliche Realität. Kenia belegt im aktuellen WHI Rang 50 von insgesamt 81 Ländern und die Hungersituation wurde bereits vor der aktuellen Nahrungsmittelkrise als „ernst“ beurteilt. Zwischen Januar und Mai stiegen die Fälle von schwer und akut unterernährten Kleinkindern in den Krankenhäusern und Gemeindezentren Nairobis um 62 Prozent an. Bedingt durch die Hungerkrise am Horn von Afrika Mitte 2011strömten zum Zeitpunkt der Erarbeitung dieses Berichts täglich weiterhin Tausende Flüchtlinge nach Kenia, was die Gesundheitssysteme und -dienste des Landes noch stärker unter Druck setzte. Kenia liegt bei der Erreichung des Millenniumsentwicklungsziels (Millennium Development Goal, MDG) zur Bekämpfung der Unterernährung hinter den Erwartungen zurück und die Nahrungsmittelkrise am Horn von Afrika macht Fortschritte in näherer Zukunft unwahrscheinlich.

Wie in vielen anderen Ländern in Afrika südlich der Sahara sind auch in Kenia die Nahrungsmittelpreise seit 2007 erheblich gestiegen. Dies liegt sowohl an internen wie an externen Faktoren. Nach der umstrittenen Präsidentschaftswahl von 2007 überzog eine Welle von Gewalt das Land: Ernten wurden vernichtet, landwirtschaftliche Betriebe aufgegeben und Vorratslager zerstört. Insgesamt führte dies zu einer um 30 Prozent reduzierten Nahrungsmittelproduktion (Höffler und Owuor Ochieng 2009). Die Dürreperioden von 2008 und 2011 sorgten für Produktionseinbußen in den zentralen und westlichen Landesteilen und verringerten die Ernährungssicherheit vor allem in den trockenen und halbtrockenen Viehzuchtgebieten spürbar. Selbst in Jahren guter Ernten ist Kenia zudem in hohem Maße auf Importe angewiesen. Damit ist das Land gegenüber Steigerungen und Schwankungen von internationalen Nahrungsmittel- und Kraftstoffpreisen besonders anfällig.

Nati onale Preistrends. Der Verbraucherpreisindex, der auf Grundlage der Preise aus 15 verschiedenen Warenindizes berechnet wird, ist in den vergangenen drei Jahren um 30 Prozent gestiegen (Kenya National Bureau of Statistics, KNBS, 2011). Dieser Gesamtanstieg wurde von erheblichen Preisschwankungen und Volatilität begleitet. Anhand der Großhandelspreise für zwei wichtige Waren, weißen Mais und Bohnen, sind diese Schwankungen deutlich zu erkennen (vgl. Abbildung auf Seite 35). Weitaus dramatischer sind die Preisänderungen von Monat zu Monat (vgl. Abbildung unten). Zwischen Januar 2010 und Mai 2011 veränderten sich die monatlichen Preise für Mais um 0 bis 29 Prozent und die Preise für Bohnen um 0 bis 42 Prozent.

übertragung der Volatilit ät auf die lokale Ebene. Mit über drei Millionen Einwohnern ist Nairobi Kenias größtes urbanes Zentrum. 60 Prozent der Einwohner leben in informellen Siedlungen, die über das gesamte Stadtgebiet verstreut sind. Zur Sicherung der Grundbedürfnisse (Nahrung, Unterkunft, Wasser sowie Brennmaterial zum Kochen und Heizen) ist die städtische Bevölkerung in hohem Maße auf Märkte angewiesen. In Armut lebende Stadtbewohner kaufen meist täglich ein. Daher müssen sie mitunter höhere Stückpreise bezahlen als ihre wohlhabenderen Nachbarn.

Um einen besseren Einblick zu gewinnen, inwieweit nationale Preisvolatilität auf die lokale Ebene übertragen wird, wurden in drei Slums von Nairobi (Korogocho, Mukuru Kwa Njenga und Mukura Kwa Reuben) monatliche Preisdaten für Grundnahrungsmittel sowie für wichtige Non-Food-Artikel gesammelt und ihre Durchschnittswerte für die drei Märkte errechnet (vgl. Abbildung unten rechts). Die Daten zeigen, dass Slumbewohner zwischen Januar 2010 und Mai 2011 mit starken Preisschwankungen auf und zwischen den jeweiligen Märkten konfrontiert waren. Beim Vergleich der Preisänderungen auf nationaler und auf lokaler Ebene wird deutlich, dass auf beiden Ebenen hohe Volatilität besteht und dass lokale Preise selbst zu Zeiten stabiler nationaler Preise beträchtlich schwanken können (siehe Abbildung unten links).

Auch lokale Faktoren tragen zur Volatilität bei. Zwischen November 2010 und Januar 2011 schwankten die Preise auf den Slummärkten trotz national stabiler Preislage zwischen 10 und 50 Prozent. Zu den lokalen Ursachen dieser Volatilität zählten die unsichere Marktlage während der Urlaubszeit sowie eine erhöhte Nachfrage, da die Stadtbewohner in dieser Zeit größere Warenmengen einkaufen und dann ins Landesinnere reisen, um dort die Festtage zu begehen.

Preise auf lokalen Märkten können nicht nur über einen gewissen, beobachteten Zeitraum schwanken, sie können auch örtlich variieren: Im Mai 2011 kostete ein Kilogramm Maismehl auf vier verschiedenen Märkten in Viwandani – einem Slum in Nairobis Industriegebiet mit einer Ausdehnung von unter einem Quadratkilometer – zwischen 44 und 46 Kenia-Schillinge (KSh); das entspricht etwa 0,49–0,52 USDollar. Auch wenn ein Preisunterschied von 2 KSh (ca. 0,02 US-Dollar) zunächst nicht signifikant klingt, so können selbst solche geringen Unterschiede für Haushalte, die zwischen 40 und 60 Prozent ihres Ein kommens für Nahrung ausgeben, schwerwiegende Auswirkung auf Ernährung und Wohlergehen haben. Diese räumlichen Preisdifferenzen scheinen mit der Lage und der Erreichbarkeit zusammenzuhängen: Auf Märkten, die sich im Inneren der Slums befinden, werden höhere Preise verlangt als auf denen, die an den Hauptstraßen oder auf zentralen, offenen Plätzen liegen. Auch Anbieter und Menge der Waren beeinflussen die Preisschwankungen: Manche Händler können in größerer Menge bei Großhändlern einkaufen, während andere nur kleinere Mengen zu höheren Preisen erwerben können. Die Lage der Verkaufsstelle wirkt sich zudem auf die Transportkosten aus, die direkt an die Konsumenten weitergegeben werden.

Der durchschnittliche Tageslohn beträgt in dieser Gegend 178 KSh (ca. 1,99 US-Dollar). Mit diesem Einkommen müssen Nahrung, Wasser, Miete, Toiletten (die täglich je nach Nutzung berechnet werden), Fahrtkosten, Schulgebühren und alle weiteren Grundbedürfnisse abgedeckt werden. Wie Teresias Geschichte (Seite 37) zeigt, stellen Slumbewohner erhebliche Anstrengungen an, um täglich die niedrigsten Preise ausfindig zu machen und damit ihr Nahrungsmittelbudget optimal zu nutzen.

Wenn das Haushaltsbudget die Grundbedürfnisse nicht mehr abdecken kann, leidet oft die Ernährung, denn anders als die Kosten für Mieten, Schulgebühren und Fahrtkosten ist dieser Posten relativ flexibel: Haushalte reduzieren die Menge, Qualität und Vielfalt ihrer Nahrung, um damit Defizite im Budget auszugleichen. Solche Anpassungsmechanismen können verheerende Folgen haben und dazu führen, dass immer mehr Kinder unter schwerer und akuter Unterernährung leiden. Concern und seine Partner haben damit begonnen, diesen Folgen entgegenzutreten.

Strategien von Concern: Bargeldtransfers, Schaffung von Verdienstmöglichkeiten und städtische Ernährungssicherung.

Photo: Concern Worldwide; Marie, Mathare-Slum, Nairobi, Kenia. Ausblenden

Projektgebiete von Concern Worldwide

Weg aus der Armut ist für weite Teile der städtischen Bevölkerung mit Hindernissen gepflastert; Preissteigerungen und starke Preisvolatilität sind nur ein Faktor, der den Zugang zu besserer Ernährung und Gesundheitsfürsorge erschwert. Um den ärmsten und am stärksten gefährdeten Haushalten dabei zu helfen, durch Krisen weniger zurückgeworfen zu werden und für die Zukunft planen zu können, muss Preisvolatilität nicht nur auf nationaler und regionaler Ebene, sondern auch lokal gebändigt werden.

Das Urban Nutrition-Programm von Concern (im Jahr 2007 begonnen) sowie die Urban Livelihood- und Social Protection-Programme (die als Reaktion auf die Gewalt nach den Wahlen und die Nahrungsmittelpreiskrise von 2007/08 aufgelegt wurden) versuchen, auf die akuten Bedürfnisse Tausender Menschen wie Teresia einzugehen, die in Kenias Slums leben und deren Existenz durch die weitverbreitete und anhaltende Preisvolatilität zusätzlich bedroht wird.

Im November 2009 startete Concern als Teil seiner Urban Livelihoodund Social Protection-Programme ein Pilotprogramm zum Bargeldtransfer. Ziel dieses Pilotprogramms waren der Schutz der Ernährungssicherheit und des Wohlergehens der ärmsten und am meisten gefährdeten Bewohner des Slums von Korogocho sowie die Erprobung von Modalitäten für landesweite soziale Transferprogramme. Die erste Evaluierung zeigt, dass die teilnehmenden Haushalte ihre Ernährungssicherheit und Nahrungsvielfalt erheblich steigerten; gleichzeitig konnten schädliche Anpassungsstrategien reduziert werden. Die durchschnittliche Anzahl der täglichen Mahlzeiten stieg von 1,6 bei Programmbeginn auf 2,5 im Oktober 2010. Im selben Zeitraum sank der Anteil der Haushalte, deren Ernährungssituation als gravierend unsicher eingestuft wurde, von 97,4 auf 73,7 Prozent. Auch die Anwendung schädlicher Bewältigungsstrategien sank signifikant. Die Anwendung der Praxis, Sex gegen Geld oder Nahrungsmittel einzutauschen, fiel von 21,9 auf 9 Prozent, und der Einsatz von Kinderarbeit reduzierte sich von 38,5 auf 12,2 Prozent. Diese Verbesserungen sollen durch kontinuierliche und innovativere Bemühungen zur Unterstützung der armen Haushalte noch verstärkt werden, um damit den Teufelskreis aus Armut, Ernährungsunsicherheit und Verwundbarkeit zu brechen. Die Möglichkeit eines Programms zur nationalen Grundsicherung wird derzeit noch mit der Regierung und anderen Interessengruppen diskutiert.

Um arme Familien beim Aufbau stabiler Verdienstmöglichkeiten zu unterstützen, hat Concern einen Livelihood Development-Ansatz eingeführt. Zwischen Ende 2009 und Mai 2011 nahmen 700 Haushalte in Korogocho, Nairobi, und 300 Haushalte in Nyalenda, Kisumu (einer Stadt in Westkenia), an Trainings- und Ausbildungskursen teil. 1.461 Einzelpersonen erhielten kleine Darlehen, um damit ein neues Geschäft zu gründen oder in ein bestehendes zu investieren. In beiden Slums waren vorher Marktanalysen durchgeführt worden, um Sektoren und Gebiete zu identifizieren, die Arbeitsstellen und Geschäftsmöglichkeiten boten. Durch die Zusammenarbeit mit lokalen Partnern erleichtert Concern außerdem Verbindungen zu anderen Angeboten, wie Gesundheitsfürsorge, Mikrofinanzierung und häusliche Pflege.

Schließlich setzt Concern das Urban Nutrition-Programm um, ein Programm, das Fortschritte bei der Ernährung in städtischen Ballungszentren erreichen will. In Zusammenarbeit mit neun Partnern, darunter die kenianische Regierung, zielt es darauf ab, Kinder in ernährungsunsicheren Haushalten vor den Folgen von Mangelernährung zu schützen. Insbesondere während der kritischen 1.000 Tage zwischen Empfängnis und dem zweiten Geburtstag eines Kindes sollen Praktiken der Ernährung und Säuglingsfürsorge verbessert werden. Seit Beginn des Programms (2007) wurden über 8.000 Kinder in Nairobi und über 3.000 Kinder in Kisumu gegen schwere und akute Unterernährung behandelt. In Selbsthilfegruppen in Korogocho wurden 599 Mütter dabei unterstützt, ihre Kinder richtig zu stillen und ihnen ab dem Alter von sechs Monaten nährstoffreiche Beikost zu geben. Im Rahmen des Programms wurden 300 Gesundheitsexperten für Säuglings- und Kinderernährung geschult und neue Beratungsinstrumente speziell für das städtische Umfeld entwickelt.

Angesichts zunehmender Urbanisierung sowie Bevölkerungswachstum, Klimawandel und einer erhöhten Nachfrage nach Nahrungsmitteln müssen die dargestellten Ansätze fortgeführt und ausgebaut werden. Nur dann kann gewährleistet werden, dass die arme Stadtbevölkerung faire Entwicklungschancen erhält.

Teresia: Der Kampf ums tägliche überleben in einem Slum in Nairobi

Foto: Lilly Schofield/Concern Worldwide, 2011; Teresia Wangari (25 Jahre alt), Korogocho, Nairobi. Ausblenden

Teresia Wangari lebt in Korogocho, einem Slum im Zentrum Nairobis. Der Slum grenzt an die größte städtische Mülldeponie und beheimatet über 200.000 Menschen. Teresia hat zwei eigene Kinder, ein Jahr und fünf Jahre alt, um die sie sich kümmern muss. Zudem hat sie nach dem Tod ihrer Schwester deren beide sechs- und siebenjährige Kinder bei sich aufgenommen. Um den Lebensunterhalt zu bestreiten, näht und verkauft sie in der Nachbarschaft von Korogocho Unterröcke und Unterkleider. Sie hat ihr Geschäft mit einem Darlehen aus dem Livelihood Development-Programm (Programm zur Entwicklung von Verdienstmöglichkeiten) von Concern aufgebaut. Bei jedem Unterrock, den sie für 100 KSh (1,12 US-Dollar) verkauft, bleibt ihr ein Profit von 10 KSh (0,11 US-Dollar). Teresias Verdienst muss ausreichen, um alle Bedürfnisse der Familie abzudecken, von Nahrung und Wasser bis zu Miete, Zugang zu sanitären Anlagen und Schulgebühren für die Kinder.

Im vergangenen Jahr konnte Teresia erheblich gestiegene Preise für die wichtigsten Waren wie Nahrung, Brennmaterial zum Kochen, Wasser sowie Fahrtkosten beobachten:

Die Preise sind stark in die Höhe gegangen. Vor allem im letzten Monat [Juni 2011] sind sie sehr stark gestiegen.

Teresia kauft täglich kleine Mengen von Nahrungsmitteln ein. Die Preise in den örtlichen Läden schwanken von Tag zu Tag und so geht sie in mehrere Geschäfte, um die günstigsten Preise zu finden. Durch diese Aufgabe steht ihr weniger Zeit zum Nähen, Wasserholen und für die Betreuung ihrer Kinder zur Verfügung.

Jeden Tag gibt es in einem anderen Laden die niedrigsten Preise. Es ändert sich jeden Tag. Es hängt davon ab, wo sie [die Händler] eingekauft haben. Die Preise sind gestiegen und das geben sie an die Kunden weiter.

...sagt sie. Die Preisänderungen sind in den letzten Jahren größer und unberechenbarer geworden. Teresias Haushalt ist hiervon direkt betroffen:

Für 200 (KSh) konnte man früher Lebensmittel für mehrere Tage einkaufen. Heute bleibt nichts davon übrig [wenn man Grundnahrungsmittel für einen Tag einkauft].

Auch ihr Geschäft wird dadurch beeinträchtigt, dass den Menschen weniger Geld zur Verfügung steht.

Früher haben die Kunden nie über den Preis verhandelt. Ich habe für genau 100 verkauft. Aber jetzt wollen immer mehr Kunden handeln und manchmal verkaufe ich gar nichts

Teresia geht davon aus, dass die Preise weiter hoch bleiben werden, und sie hat Strategien entwickelt, mit denen sie die Grundbedürfnisse ihrer Familie absichern will. Sie hat die Ernährung ihrer Familie umgestellt. Anstatt an manchen Tagen der Woche Fisch oder Fleisch zu kochen, isst die Familie nun ugali (Maismehl) und Gemüse. Bei dieser Ernährung fehlen wichtige Nährstoffe, die für das Wachstum ihrer Kinder notwendig sind. Gespräche mit zahlreichen Familien in Korogocho zeigen, dass viele Menschen nicht nur die Art der Lebensmittel angepasst, sondern auch die Anzahl ihrer Mahlzeiten reduziert haben.

Um ein besseres Einkommen zu erzielen, hat Teresia vor, den Preis für ihre Unterröcke auf 150 KSh (1,68 US-Dollar) zu erhören und sie in besser situierten Nachbarschaften zu verkaufen, wo sie höhere Preise verlangen kann. Auch wenn dieser Plan zu einem höheren Einkommen führen mag, so bedeuten die zusätzlichen Wege gleichzeitig weniger Zeit für die Kinder, zusätzliche Fahrtkosten und größere Unsicherheit bei der Heimkehr am späteren Abend.

Teresia kämpft wie viele ihrer Nachbarn darum, die Gesundheit und das Wohlergehen ihrer Familie angesichts steigender Kosten, verstärkter Preisvolatilität und sinkender Verdienstmöglichkeiten zu schützen. Wenn die grundlegenden Ursachen der aktuellen Preisentwicklungen nicht auf lokaler, nationaler und internationaler Ebene angegangen werden, sind Teresia und viele, denen es ebenso geht wie ihr, dazu gezwungen, zur Deckung der unmittelbaren Grundbedürfnisse das längerfristige Wohlergehen zu gefährden.

 

Fußnoten

  1. Der Nahrungsmittelpreisindex macht 36 Prozent des gesamten Verbraucherpreisindexes aus.  
  2. Die Haushalte wurden nach der Household Food Insecurity Access Scale eingestuft. Siehe Coates, Swindale und Bilinsky (2007).  
  3. Diese Resultate basieren auf einer stichprobenartigen Längsschnitterhebung unter 156 Haushalten, die Bargeldtransfers erhielten. Die Ausgangsmessung fand im November 2009 statt, die Endmessung im Oktober 2010.