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Handlungsempfehlungen (2022)

Der Welthunger-Index 2022 verdeutlicht, dass die Hungerlage in zu vielen Ländern sehr ernst ist. Er zeigt auch auf, dass jahrzehntelange Fortschritte bei der Überwindung von Hunger gerade zunichtegemacht werden. Die Handlungsempfehlungen adressieren die dringende Notwendigkeit, auf aktuelle Notsituationen zu reagieren. Gleichzeitig gilt es, die Ernährungssysteme gerechter, nachhaltiger und resilienter zu gestalten.

Der Welthunger-Index 2022 verdeutlicht, dass die Hungerlage in zu vielen Ländern sehr ernst ist. Er zeigt auch auf, dass jahrzehntelange Fortschritte bei der Überwindung von Hunger gerade zunichtegemacht werden. Die Handlungsempfehlungen adressieren die dringende Notwendigkeit, auf aktuelle Notsituationen zu reagieren. Gleichzeitig gilt es, die Ernährungssysteme gerechter, nachhaltiger und resilienter zu gestalten.

  1. Inklusive Governance und Rechenschaftspflicht in den Mittelpunkt der Maßnahmen zur Transformation von Ernährungssystemen stellen
    • Regierungen müssen das Recht auf Nahrung achten, schützen und gewährleisten. Es sollte in nationalem Recht verankert sein und durch Beschwerdemechanismen gestützt werden. Alle Akteur*innen – von Bürger*innen über regionale und internationale Organisationen bis hin zu Gerichten aller Instanzen – sollten ihren Anteil an der Überprüfung der Rechenschaftspflicht von Regierungen leisten.

    • Regierungen müssen auf allen Ebenen eine inklusive Koordinierung ernährungsbezogener Strategien fördern. Planungs- und Haushaltsverfahren sollten Machtungleichgewichte und die Stimmen der vulnerabelsten Gruppen vorrangig berücksichtigen. Inklusive Organisationen wie Ernährungsräte und andere Multi- Stakeholder-Plattformen müssen aktiv einbezogen werden.

    • Regierungen müssen ihre Verpflichtungen in Bezug auf die Ernährungssysteme – einschließlich der auf dem UN-Gipfel zu Ernährungssystemen 2021 eingeleiteten nationalen Strategien – in inklusiver Weise und auf allen Ebenen überprüfen, umsetzen und überwachen.

    • Auf globaler Ebene sollten Regierungen das Welternährungskomitee (CFS) derart stärken, dass es seinem Mandat als zentrale, multilaterale, inklusive Plattform zur Koordinierung der globalen Ernährungspolitik gerecht werden kann.

  2. Beteiligung, Mitwirkung sowie Kontrollfunktion der Bürger*innen sicherstellen und lokale Kontexte berücksichtigen
    • Stakeholder aller Entscheidungsebenen müssen das Wissen und die Kapazitäten der lokalen Gemeinschaften, zivilgesellschaftlichen Organisationen, Kleinbetriebe, Bäuerinnen und Bauern sowie indigenen Gruppen gezielt in die Governance lokaler Ernährungssysteme einbinden und fördern – gerade auch in fragilen Kontexten.

    • Für die Nachhaltigkeit lokaler Ernährungssysteme ist eine starke lokale Führungsstruktur von zentraler Bedeutung, die beispielsweise durch den Kapazitätsaufbau lokaler Beamt*innen oder die Förderung von Vorreiter*innen – insbesondere auch Frauen – gestärkt werden sollte.

    • Regierungen und Entwicklungspartner*innen müssen das Bewusstsein von Bürger*innen für ihre Rechte schärfen und Wege zur Ernährungssicherheit aufzeigen. Die Bürger*innen benötigen ein klares Verständnis der relevanten Prozesse in Ernährungssystemen sowie Zugang zu Daten und Informationen, damit sie die Leistungen ihrer Regierung überprüfen und ihre Rechte einfordern können.

    • Die Stärkung von Governance muss auf die lokalen Gegebenheiten zugeschnitten sein, da die örtlichen Gesellschafts- und Verwaltungsstrukturen sehr unterschiedlich sind. Nationale Regierungen sollten Zuständigkeiten auf untere Verwaltungseinheiten übertragen und Ressourcen bereitstellen, sodass sich jene ihrer Verantwortung für die lokale Ernährungssicherheit bewusst werden und ihre Pflichten wahrnehmen.

  3. Mittel zur Deckung des dringenden Bedarfs an humanitärer Hilfe aufstocken und zugleich krisenfeste Ernährungssysteme schaffen
    • Die internationale Gemeinschaft muss mehr öffentliche Unterstützung, höhere Investitionen und vielfältigere Finanzierungsquellen mobilisieren, um den steigenden Bedarf an humanitärer Hilfe zu decken und zugleich die Resilienzstärkung zu intensivieren. Internationale Foren wie die UN-Klimakonferenz COP27 im Jahr 2022 müssen zu Verpflichtungen für eine beschleunigte Transformation von Ernährungssystemen beitragen.

    • In von langfristigen Krisen betroffenen Ländern müssen Regierungen und Entwicklungspartner*innen Frühwarnsysteme und flexible Reservefonds einsetzen, um Notsituationen zu antizipieren und schnell auf sie reagieren zu können. Initiativen wie das Global Network against Food Crises sollten unterstützt werden, um frühere und evidenzbasierte Reaktionen zu gewährleisten.

    • Angesichts des globalen Drucks auf die Ernährungssicherheit sollten Regierungen Ad-hoc-Reaktionen wie Exportbeschränkungen vermeiden. Stattdessen sollten sie Einfuhrerleichterungen für Nahrungsmittel erwägen, damit der Anstieg der Nahrungsmittelpreise nicht zu mehr Hunger, sozialen Unruhen oder Konflikten führt.

    • In Konfliktsituationen müssen Nothilfe-, Entwicklungs- und Friedensakteur* innen gemeinsam die Bedürfnisse der von Konflikten betroffenen Menschen analysieren. Unterstützungsmaßnahmen sollten sowohl den akuten als auch den langfristigen Bedarf adäquat adressieren sowie die Friedenskonsolidierung fördern.