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Handlungsempfehlungen (2020)

  1. Nachhaltige Ernährungssysteme schaffen
    • Um kleinbäuerliche Betriebe dabei zu unterstützen, nachhaltig und diversifiziert zu produzieren, müssen Regierungen und Geldgeber deren Zugang zu landwirtschaftlichen Betriebsmitteln und Beratungsdiensten verbessern sowie lokale und indigene landwirtschaftliche Kenntnisse mit neuen Technologien kombinieren.

    • Lokale und regionale Nahrungsmittelmärkte sollten gestärkt werden, insbesondere durch die Unterstützung der Selbstorganisation von Landwirt*innen, faire Erzeugerpreise und bessere Verbindungen zwischen ländlichen und städtischen Gebieten.

    • Nahrungsmittelpreise sollten nicht nur auf Gewicht oder Volumen, sondern auch auf Nährstoffdichte, Schadstofffreiheit sowie dem Beitrag zu ökosystemleistungen und sozialer Gerechtigkeit basieren. Politische Entscheidungsträger*innen sollten die öffentlichkeit über die Bedeutung dieser Merkmale informieren und eine entsprechende Kennzeichnung verlangen. Um die Ausbreitung von Schädlingen und Krankheiten in der Landwirtschaft einzudämmen, müssen Regierungen sachgemäße Biosicherheitsmaßnahmen in der gesamten Wertschöpfungskette fördern.

    • Alle Länder sollten zirkuläre Ernährungswirtschaften fördern, weiterentwickeln und implementieren, sodass Ressourcen recycelt, Abfälle und Umweltverschmutzung eliminiert werden und sich natürliche Systeme regenerieren.

  2. Das Management von Ernährungssystemen verbessern
    • Akteure des Ernährungssystems müssen gemäß den UN-Leitprinzipien für Wirtschaft und Menschenrechte entlang der gesamten Wertschöpfungskette für die Einhaltung der Menschenrechte und des Umweltschutzes rechtlich haftbar gemacht werden.

    • Regierungen und Investoren müssen im Einklang mit den „Freiwilligen Leitlinien für die verantwortungsvolle Verwaltung von Land, Fischgründen und Wäldern im Rahmen nationaler Ernährungssicherheit“ (VGGT) eine integrierte Flächennutzungsplanung sowie die Landrechte marginalisierter Gruppen gewährleisten.

    • Regierungen müssen lokale und partizipative Regierungsführung fördern, die marginalisierte Gruppen wie Kleinbäuerinnen und -bauern, Indigene, Jugendliche und Frauen einbindet.

  3. Sozialinvestitionen steigern und Resilienz stärken
    • Regierungen müssen soziale Sicherungssysteme mit universeller Gesundheitsversorgung und sozialer Grundsicherung aufbauen sowie Berufsbildung speziell für Jugendliche auf dem Land und arme Stadtbewohner*innen anbieten. Die gesundheitliche Versorgung von Mutter und Kind muss verbessert sowie Ernährungsbildung und eine angemessene Ernährungspraxis bei Säuglingen und Kleinkindern gefördert werden.

    • Zugang zu Wasser-, Sanitärversorgung und Hygiene (WASH) muss als Kernkomponente der Gesundheitsförderung anerkannt werden. Regierungen sollten ganzheitliche Ansätze fördern, die lokale und landesweite WASH-Systeme integrieren.

    • Regierungen, Geldgeber und Nichtregierungsorganisationen müssen mit lokalen Organisationen zusammenarbeiten, die von den Gemeinden anerkannt und kontrolliert werden, um sicherzustellen, dass soziale Sicherungsprogramme optimal funktionieren und Geschlechtergerechtigkeit und sozialen Zusammenhalt fördern.

  4. Gerechter und nachhaltiger unterstützen
    • Staatliche, private und zivilgesellschaftliche Akteure sollten ihre Interventionen bei sich überschneidenden Ernährungs- und Gesundheitskrisen sorgfältig koordinieren und mit gemeindebasierten Organisationen zusammenarbeiten, damit die Interventionen kulturell angemessen sind, die gefährdetsten Menschen erreicht und lokale ökosysteme erhalten werden.

    • Regierungen müssen Nahrungsmittelproduktion und -versorgung als unverzichtbare Dienstleistungen einstufen und in diesen Sektoren sichere Arbeitsbedingungen garantieren. Sie müssen einen gleichberechtigten Zugang zu Soforthilfe bei Krankheiten von Mensch und Tier, einschließlich neuer Technologien und medizinischer Versorgung, sicherstellen.

    • Zur Unterstützung lokaler Nahrungsmittel-Lieferketten müssen Empfängerbehörden stärker von der Auflage entbunden werden, Nahrungsmittelhilfe ausschließlich aus dem Geberland zu beziehen. Akteure der humanitären Hilfe und Entwicklungszusammenarbeit sollten Unterstützung möglichst in Form von Geldleistungen und Gutscheinen bereitstellen.

    • Damit Hunger erfasst und adressiert werden kann, müssen Regierungen aktuelle, umfassende und nach Einkommen, Ort und Geschlecht aufgeschlüsselte Daten erheben.

  5. Multilateralismus stärken
    • Handelsungerechtigkeiten, wie etwa nichttarifäre Handelshemmnisse einkommensstarker Länder, müssen beseitigt werden. Staatliche Handelspolitik sollte sich an den Entwicklungszielen ausrichten und Anreize für eine nachhaltige Ernährungswirtschaft schaffen.

    • Bestehende menschenrechtsbasierte multilaterale Mechanismen und internationale Standards, wie etwa der Ausschuss für Welternährungssicherheit, müssen gestärkt werden, um inklusive Politikgestaltung und nachhaltige Ernährungssysteme zu unterstützen.

    • Regierungen müssen künftige Gelegenheiten, wie etwa den UNGipfel für Ernährungssysteme, nutzen, um eine gerechte und nachhaltige Entwicklung voranzutreiben.