Länderstudie
Veränderungen fördern: Transformation der Saatgutsysteme in der Zentralafrikanischen Republik

Als die 62-jährige Marie-Hélène Yanapou-Poutia 2019 einer lokalen Gruppe zertifizierter Saatgutproduzent*innen in Paoua in der Zentralafrikanischen Republik beitrat, suchte sie nach praktischen Lösungen für ihre zu niedrigen Erdnusserträge und den eingeschränkten Zugang zu hochwertigen landwirtschaftlichen Betriebsmitteln.
Durch Schulungen, die von der Welthungerhilfe unterstützt wurden, erhielt Marie-Hélène Zugang zu nötigem Wissen und zu Ressourcen, um eigenständig hochwertiges, lokal angepasstes Saatgut zu produzieren und an Kleinbäuer*innen vor Ort zu verkaufen. Sie berichtet, dass sie dadurch seit 2019 ihr Haushaltseinkommen um das Siebenfache steigern konnte, wodurch sie wiederum in die Ausbildung ihrer Kinder investieren, ihren Landbesitz ausweiten und Nutztiere züchten konnte.
Ihr Erfolg steht stellvertretend für einen größeren Wandel. Seit über zwei Jahrzehnten ist die Zentralafrikanische Republik von politischer Instabilität und bewaffneten Konflikten geprägt, die das Leben auf dem Land und die staatlichen Institutionen stark beeinträchtigen. 2013 lösten ein Staatsstreich und weit verbreitete interkommunale Gewalt eine Krise aus, die zu massiven Vertreibungen, anhaltender Unsicherheit und einer Zerstörung des Saatgutsystems führte (Weltbank 2022). Forschungsstationen wurden zerstört und genetisches Material ging verloren, sodass Kleinbäuer*innen keinen gesicherten Zugang zu Saatgut mehr hatten.
Seit 2014 unterstützt die Welthungerhilfe den Wiederaufbau dieser lebenswichtigen landwirtschaftlichen Dienstleistungen. In enger Zusammenarbeit mit nationalen und internationalen Partnern wurden fünf Forschungsstationen und der Hauptsitz des nationalen Forschungsinstituts Institut Centrafricain de la Recherche Agronomique (ICRA) instandgesetzt. Der Schwerpunkt des Projekts verlagerte sich von akuter Nothilfe hin zu einem langfristigen, systemischen Wandel: Forschungsund Beratungsdienstleistungen wurden ausgebaut und qualitätsgeprüfte Saatgutsorten durch lokale Produzenten*innen landesweit wieder eingeführt und vermehrt.
Heute spielen Landwirt*innen wie Marie-Hélène eine Schlüsselrolle in diesem System. Als geschulte und zertifizierte Produzent*innen vermehren sie hochwertiges Saatgut für wichtige Nutzpflanzen aus der Forschung des ICRA. So verbinden sie wissenschaftliche Innovation mit lokaler Praxis und verbessertem Marktzugang. Dieses Beispiel zeigt, wie nachhaltige Investitionen in lokal verankerte Landwirtschaft die Ernährungssicherung stärken und den Grundstein für langfristigen Strukturwandel legen können.
- Diese Fallstudie wurde von der Welthungerhilfe (WHH) erstellt und ist durch das Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung gefördert. Das Projekt arbeitet eng mit nationalen Partnern wie der Agence Centrafricain de Développement Agricole (ACDA), dem Institut Centrafricain de la Recherche Agronomique (ICRA) und dem Office National de Semences (ONASEM) zusammen.